Vanessa Henn

Follow Me!

2019

Meine Arbeit „Follow Me!” für die Kunst am Bau im Verbindungsbau der Emanuel-Lasker-Oberschule besteht aus einem Geländerhandlauf, der an der Wandscheibe im Atrium des Neubaus angebracht ist. Zu sehen ist ein uns allen bekannter Holzhandlauf; doch anstatt zweckdienlich an einer Treppe entlang zu führen, verläuft er gegen unsere Gewohnheit und ohne erkennbaren Sinn an der enormen Wandfläche entlang. Bei näherer Betrachtung erkennt man, daß der Handlauf des Geländers stellenweise die Wand durchstößt, dahinter verschwindet und nach einigen Metern wieder auftaucht. Folgt man der plastischen Linie hinter die Wandscheibe, so sieht man, daß das Geländer auch im Treppenhaus seinen unsinnigen Lauf fortsetzt.

Die Wandfläche selbst wird gegliedert durch die plastisch sichtbar gemachten Treppenstufen des dahinter befindlichen Treppenhauses. Reliefartig schieben sich die Betonstufen nach vorne. Der Handlauf kreuzt ihre Diagonalen, folgt ihnen stellenweise, löst sich wieder, entfernt sich von der Wand, durchstößt diese, markiert Höhen und Tiefen. Er führt nicht zielgerichtet von einem Ort zum anderen. Er ist losgelöst von seiner Funktionalität und setzt diese ad absurdum. Man kann dem Handlauf nicht vollständig physisch folgen. Vielmehr suggeriert der Titel „Follow Me!“ ein Verfolgen der Linie in Gedanken. Der Blick gleitet ins Ungewisse: Wo ist der Anfang, wo ist das Ende?

Nicht zuletzt ist „Follow Me!“ ein humorvoller und poetischer Beitrag zur Kunst am Bau: Ein zweckdienlicher Handlauf verselbstständigt sich, bekommt ein Eigenleben, wird zur Raumzeichnung, gerät zum Kunststück. Die absurde Führung wird zur Metapher des Denkens in phantastischen Räumen, und wir imaginieren eine überbordende Ornamentik aller Handläufe dieser Welt!

Follow Me!
2021,
Kunst am Bau, Emanuel Lasker Oberschule, Berlin

Follow Me!
2021,
Detail im Foyer
Kunst am Bau, Emanuel Lasker Oberschule, Berlin

Follow Me!
2021, Detail im rückwärtigen Treppenhaus
Kunst am Bau, Emanuel Lasker Oberschule, Berlin